Mindestluftwechsel

Moderne Gebäude sind aus Gründen der Energieeinsparung häufig so luftdicht gebaut, dass der natürliche Luftwechsel für eine gute Luftqualität nicht mehr ausreicht. Dadurch kann es ohne geeignete Maßnahmen zu unerwünschten Anreicherungen von Luftfremdstoffen, Kohlendioxid (CO2) und Feuchte mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Bewohner und auf die Bausubstanz kommen. Ein geregeltes Lüftungsverhalten seitens der Gebäudenutzer ist daher zwingend erforderlich. 

Mindestluftwechsel und Energieeffizienz

Für alle Gebäude gilt, dass ein ausreichender Mindestluftwechsel auf Dauer die beste Möglichkeit ist, für eine gute Raumluftqualität zu sorgen und die Bausubstanz vor Schimmelschäden aufgrund zu hoher Luftfeuchte zu schützen. In der Regel kann dafür ein kontrolliertes Lüftungsverhalten durch regelmäßiges Stoßlüften ausreichen. Angesichts einer zunehmend dichteren Bauweise kommt dem richtigen Lüftungsverhalten von Raumbewohnern und -nutzern heutzutage eine große Bedeutung zu. Grundlage für die technische Optimierung von Privatgebäuden und öffentlichen Gebäuden war die Energieeinsparverordnung (EnEV) von 2007, die durch das Gebäudeenergiegesetz abgelöst wurde (GEG, 2020). Zur Steigerung der Energieeffizienz wird die Gebäudehülle thermisch isoliert und der unkontrollierte Luftaustausch zwischen Innen- und Außenluft verringert, beispielsweise durch den Einbau dichter Fenster und Türen. Die EnEV forderte zwar die Einhaltung eines hygienischen Mindestluftwechsels, ließ aber offen, wie dieser erreicht werden kann. In energetisch optimierten Gebäuden wird daher der hygienisch notwendige Mindestluftwechsel nicht erfüllt bzw. deutlich unterschritten. Dies bedeutet auch, dass das Wärme- und Temperaturniveau im Gebäudeinneren nicht mehr durch einfaches Öffnen und Schließen von Fenstern oder durch eine natürliche Fugenlüftung erreicht werden kann. Folglich steigt die Zahl an Feuchte- und Schimmelschäden an, insbesondere in Bestandsbauten ohne Wärmedämmung.

Auswirkungen einer unzureichenden Lüftung

Ein ungenügender Luftaustausch führt zu vielfältigen negativen Begleiterscheinungen, die sich auch auf die Raumluftqualität und die Bausubstanz auswirken können. Die Konzentrationen von Kohlendioxid (CO2) und Luftfremdstoffen nehmen zu. CO2 wird als Stoffwechselprodukt des Menschen gebildet, Luftfremdstoffe werden primär durch im Innenraum eingesetzte Bauprodukte und vorhandenes Mobiliar freigesetzt. Die Luftqualität wird aber auch durch menschliche Tätigkeiten beeinflusst (z. B. Kochen, Heimwerkerarbeiten, Körperpflege). Darüber hinaus besteht bei zu hohen Luftfeuchten die Gefahr der Schimmelbildung, die in der Folge zu Bauschäden führen kann. Zusätzlich können im ungünstigen Fall Raumluftkonzentrationen erreicht werden, die zu Störungen des Wohlbefindens bis hin zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen.

Aus diesen Gründen kann es notwendig sein, Klimatisierungs- und Lüftungssysteme einzubauen, um eine Regulierung der klimatischen Innenraumbedingungen zu erreichen und ein angepasstes, technisch unterstütztes Lüftungsverhalten zu ermöglichen.